German DX Foundation - GDXF
Sinn und Zweck der GDXF

Sinn und Zweck der GDXF

von Dr. Lutz D. Schmadel, DK8UH, Sekretär GDXF (sk)

Inhalt

Historie

Die Zeit der Grandseigneurs im Amateurfunk, die auf ihren Weltreisen von vielen Ländern DX praktizierten, sind seit Jahrzehnten vorbei. Gus Browning, der schillernde Don Miller und Iris und Lloyd Colvin verbanden touristische und funkerische Aktivitäten in ausgewogener Weise und ohne den Zwang, jedem Kurzwellen-Enthusiasten wenigstens einen Kontakt zu ermöglichen. Auch heute noch finden wir Abenteurer unter den Amateurfunkern, die das persönliche Erlebnis ferner Länder und Kulturen für wesentlicher erachten als das Hochgefühl, auf der anderen Seite eines Pile-up zu sein. Namen wie Jim Smith, Martti Laine oder auch unser Rudi Klos stehen für eine Entwicklung im Amateurfunk, die sich in den letzten Jahren schon wieder gewandelt hat. Die immer mehr ansteigende Zahl der KW-Funker und DX-Interessierten macht es erforderlich, in immer kürzer werdenden Zeitintervallen die wirklich raren Wunschziele anzubieten. Dies erfordert zunehmend die Durchführung hoch komplexer, personal- und mittelintensiver DXpeditionen mit horrendem logistischen Aufwand. Viele mögen diese Entwicklung vom Charme des einsamen Funkers in einem Zelt und der Drahtantenne unter Palmen, verglichen mit den geradezu industriell arbeitenden QSO-Fabriken mit parallel laufenden high-power Maschinen, bedauern. Aufzuhalten ist sie jedoch nicht mehr.

Teure Träume

Wer in der heutigen Zeit vom KW-Funker zum DXer wird, wird wohl schnell die Erfahrung machen, dass die DXCC-Bäume nicht beliebig schnell in den Himmel wachsen. Die ersten 100 DXCC-Länder sind in wenigen Wochen oder gar Tagen erreichbar, und auch bis zur Nummer 200 wird es wenig Probleme geben. Dann aber kommt ein Zeitpunkt, bei dem auch bei erhöhtem apparativem und zeitlichem Aufwand die Erfolgsquote absinkt. Nach Erreichen des 250. DXCC-Landes wird die DX-Luft immer dünner. Die Gründe dafür liegen auf der Hand - es fehlen meist noch unbewohnte oder touristisch kaum erreichbare pazifische Inseln oder politische Gebilde, die den Amateurfunkdienst überhaupt nicht zugelassen oder aber zumindest schwer behindert haben. In jüngerer Zeit scheinen aber weltfremde Potentaten und reaktionäre Militärs zu lernen, dass der Amateurfunk überhaupt nicht zur Spionage taugt, dafür aber ein sehr nützliches Mittel z.B. beim Katastrophenfall darstellt.

Nun setzt ein bemerkenswerter Mechanismus ein. Anhand von Aufstellungen stark gesuchter Länder gibt es immer wieder Funker, die sich einer ganz besonderen Herausforderung stellen - der Notwendigkeit einer DXpedition. Es ist dies eine besondere Form des Funkbetriebs auf Bestellung, d.h. eine Reaktion auf den Druck einer großen Zahl von DXern. Die Befragung des alter ego eines DXpeditionärs wird ergeben, dass eine Mischung aus Abenteuerlust, Selbstbestätigung und der Suche nach Anerkennung existiert. Touristische Gesichtspunkte spielen kaum noch eine Rolle. Fernreisen unter teilweise katastrophalen Bedingungen werden ertragen, um der hungernden DX-Meute unter dem honorigen Oberbegriff des Ham Spirit ein neues (und beiderseitiges) Erfolgserlebnis präsentieren zu können. Der in seinem heimatlichen Shack sitzende DXer wird so in einigen Jahren seinen Länderstand auf stattliche 300 Zähler bringen können. Allerdings ist dieser Zuwachs schon dadurch erkauft, dass einige wenige Enthusiasten viel Zeit, Arbeit und noch mehr Geld geopfert haben. Träume sind nicht immer billig.

Einige öde Inseln am Rande der Welt, weithin auch den meisten Menschen unbekannt, bilden nun noch den Stolperstein zur Krönung des Daseins eines DXers - das Erreichen der Honor Roll. Die Realisierung dieses Traumes ist nur mit einem gehörigen Einsatz von Menschen, Material und noch mehr Geld erzielbar. Das als Jahrhundert-DXpedition erlebte Abenteuer 3Y0PI (1994) ist nach nur knapp drei Jahren durch VK0IR (1997) schon wieder relativiert worden. Dieser (durch unser aller Druck!) erzeugte Gigantismus verlagert das angebliche Hobby DX bereits in merkantile Dimensionen. Bei Kosten von mehreren 100.000 US$ muß man sich natürlich Gedanken um die Refinanzierung machen - die Zahl der getätigten QSOs pro aufgewandtem US$ wird zu einem der wichtigsten Entscheidungsgründe für das ganze Unternehmen. Träume sind nicht immer billig, aber kaum ein DXer möchte auf sie verzichten. Wir erzeugen eine fortwährend stärker werdende Nachfrage, die letztlich nur über den Preis befriedigt werden kann.

Warum eine 'German' DX Foundation?

Es entspricht der solidarischen Grundhaltung der meisten Amateurfunker - eben ein wesentlicher Bestandteil des Ham Spirit - ihren Freunden in aller Welt helfen zu wollen. Aus diesem Grunde sind schon vor Jahrzehnten Stiftungen entstanden, die wenigstens teilweise die hohen Kosten von DXpeditionen decken sollen. Diese Foundations waren und sind ein Sinnbild der großen Solidargemeinschaft Amateurfunk. Als Institutionen sind sie heute mehr denn je unerläßlich, da sie bereits in der Planungsphase eines Funkunternehmens Unterstützung bieten können. Kleinere Spenden, die gelegentlich heiß umstrittenen Donations, werden ja in der Regel erst nach dem erfolgreichen Abschluß einer Dxpedition fließen. Ihr Umfang bleibt natürlich nahezu unkalkulierbar.

Muß es nun neben den bestehenden Foundations noch zusätzlich eine deutsche Einrichtung geben? Die Gründer der GDXF haben im Frühjahr 1996 diese Frage nach längeren Vorüberlegungen grundsätzlich bejaht. Das Attribut German ist dabei beileibe kein anachronistischer Hinweis, sondern soll lediglich einen wichtigen Aspekt der Ziele der GDXF ausdrücken. Es geht dabei nicht etwa um die spezielle Förderung deutscher Dxpeditionäre, sondern um die Unterstützung von Aktivitäten, die ganz besonders der ganzen deutschen DX-Szene zugute kommen. Es würde keinen Sinn machen, Stiftungsmittel - also Spenden unserer Mitglieder - für eine deutsche DXpedition aufzuwenden, deren Signale in Europa nicht aufzunehmen sein werden. Hingegen wird die GDXF z.B. eine Aktivierung eines in Deutschland sehr gesuchten Landes nach Kräften unterstützen, wenn auch mit einer hohen QSL-Ausbeute bei uns zu rechnen ist. Die Nationalität der Dxpeditionäre spielt also keinerlei Rolle bei der Mittelgewährung. Diese Philosophie unterliegt auch vielen gleichartigen Organisationen in anderen Ländern. Ein wesentlicher Unterschied zur Situation in Deutschland besteht allerdings darin, dass im Ausland oft eine enge Verzahnung zwischen dem jeweiligen Dachverband der Amateurfunker und den Stiftungen erkennbar ist. In Deutschland dagegen leistet der DARC keinerlei materielle Hilfe im DX-Bereich.

Leitsätze der GDXF

Mit der Bezeichnung Foundation soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die GDXF allein dem Dienst an der Sache DX verpflichtet ist. Sie ist auch kein Verein üblicher Prägung. Sie fordert Beiträge, oder besser noch Spenden, ein und gibt doch dem Zahlenden nur eine Gegenleistung - das Gefühl, durch ein eigenes Opfer unserem gemeinsamen Hobby gedient zu haben.

Die GDXF ist eine reine Dienstleistungsorganisation. Sie ist bestrebt, die ihr treuhänderisch überlassenen Mittel ausschließlich und auch unmittelbar zur Förderung von DX-Aktivitäten zu verwenden. Natürlich wird dies häufig durch die direkte Gewährung finanzieller Mittel geschehen, aber es sind noch vielerlei weitere Förderungsformen denkbar. DX kann auch dadurch unterstützt werden, dass im DX-Land selbst geholfen wird. Die Bereitstellung einer vernünftigen Antenne oder eines besseren Transceivers kann dazu führen, dass plötzlich ein rares Land QRV sein kann. Man wird durch Übernahme von Druckkosten für QSL-Karten oder durch Bereitstellung personeller Ressourcen - etwa beim QSL-Management - Hilfestellungen anbieten können. Logistische Hilfe unterschiedlichster Art ist denkbar, z.B. dadurch, dass erfahrene DXpeditionäre ihre Kenntnisse zur Verfügung stellen. Von der Planung der optimalen Reiseroute über die Beschaffung der notwendigen Dokumente bis hin zur Beratung über eine sinnvolle Ausnutzung von Frequenzen und Sendezeiten in Abhängigkeit von den Ausbreitungsbedingungen etc. sind Aufgaben, bei denen die GDXF helfen kann und will.

Die GDXF ist weder eine Ersatz-Reisekasse noch ein elitärer Club der Top-DXer. Unsere Mittel müssen sparsam bewirtschaftet werden und dabei gleichzeitig in Übereinstimmung mit den Wünschen möglichst vieler unserer Spender eingesetzt werden. Es wird daher sicher keinen Zuschuß geben können für einen leicht und billig zu erreichenden Touristenort. Andererseits werden wir auch nicht alle verfügbaren Mittel für das most wanted DXCC country #1 aufwenden. Hier führt die GDXF in jedem Einzelfall eine Art Kosten-Nutzen-Analyse durch mit dem Ziel, dem ernsthaften DXer eine realistische Chance zu bieten, ein neues Land zu arbeiten. Maßstab für eine Bewilligung ist weder der Top-DXer in der Honor Roll noch der absolute DX-Anfänger mit Indoor-Antenne. Hilfen sollen so gestreut werden, dass einem Optimum an DX-interessierten Funkamateuren zu einem Erfolgserlebnis verholfen werden kann.

Die GDXF kann nur Unternehmungen unterstützen, die detailliert begründet vor Beginn der DXpedition vorgestellt worden sind. Mit einer Bewilligung von Spendenmitteln verlangt die GDXF ausdrücklich die Beachtung ihrer Grundsätze. Dazu gehört u.a. eine einwandfreie QSL-Politik. So ist es für jede von der GDXF geförderte DXpedition eine Pflicht, jede eingehende QSL-Karte zu beantworten - vorausgesetzt, es handelt sich nicht um ein Doppel-QSO auf demselben Band im gleichen Mode. Direkte QSLs müssen auch in angemessener Frist dann direkt versandt werden, wenn die Portokosten in geeigneter Form (SASE, Briefmarken, IRCs, Green Stamps) erbracht sind. QSL-Wünsche über ein Büro sind auf gleichem Wege zu erfüllen. Die GDXF wird keine Unternehmung unterstützen, die QSL-Karten nur als eine Art Gegenleistung für eine Spende (donation) verschickt. Es wird erwartet, dass die Unterstützung durch die GDXF durch den Abdruck ihres Logos auf allen QSL-Karten zum Ausdruck gebracht wird.

Organisationsstruktur der GDXF

Die GDXF wurde am 4. Mai 1996 durch 12 deutsche DXer in Lampertheim gegründet. Bei der Beratung über Organisation und Arbeitsweise stand als Grundsatz fest, den Verwaltungsaufwand extrem niedrig zu halten. Es sollen möglichst mehr als 95% des Beitragsaufkommens in die Fördermittel fließen. Dies hat die Konsequenz, dass der Vorstand aus nur relativ wenigen Mitgliedern bestehen sollte, die möglichst alle in die notwendigen Arbeiten einbezogen sein müssen. Die Arbeiten für die GDXF werden ausschließlich ehrenamtlich und selbstverständlich ohne jede Bezahlung geleistet.

Nach außen wird die Stiftung durch ihren Präsidenten vertreten. Der Sekretär als sein Stellvertreter ist für die komplette Korrespondenz verantwortlich, organisiert die Sitzungen des Vorstands und der Mitgliederversammlung. Der Beauftragte für die Mitglieder übernimmt die Verwaltung der Mitgliedsdatei und unterstützt den Schatzmeister, der aber allein für den finanziellen Bereich zuständig ist. Im Jahre 2005 wurden wegen des starken Mitgliederzuwachses drei weitere Beisitzer in den Vorstand aufgenommen. Diese sieben Vorstandsmitglieder werden durch weitere (mindestens fünf) Direktoren in allen Fragen der Prüfung und Bewilligung von Anträgen auf Förderung einer geplanten DX-Aktivität unterstützt. Die Direktoren sollen möglichst selbst erfahrene und aktive DXer sein. Der Vorstand und die Direktoren werden jeweils für eine Amtsperiode von drei Jahren gewählt bzw. ernannt.

Jeder Amateurfunker kann Mitglied der GDXF werden. Er hat dies schriftlich durch eine Erklärung gegenüber dem Vorstand mitzuteilen. Der Vorstand schlägt einmal pro Jahr die erwünschte Höhe des Beitrages - besser: der Spende - vor. Hierbei handelt es sich um einen Beitragsrahmen, der auch beliebig überschritten werden kann. Mit der Leistung dieses Rahmenbetrages erwirbt das Mitglied das uneingeschränkte Stimmrecht auf der Mitgliederversammlung. Die GDXF wird kein Mitglied ausschließen, das vorübergehend nicht in der Lage ist, seine Spende in voller Höhe zu leisten. Von den Mitgliedern wird neben der finanziellen Unterstützung auch eine ideelle Hilfe zugunsten der GDXF erwartet. Dabei ist in erster Linie an die Werbung neuer Mitglieder etwa durch Benutzung des Logos der GDXF bzw. durch Verbreitung von Werbematerial beim Versand der eigenen QSL-Karten gedacht. Neben den ordentlichen, persönlichen Mitgliedschaften bemüht sich die GDXF insbesondere auch um korporative Mitglieder, deren Beiträge nicht notwendigerweise aus der Zahlung eines speziellen Beitrags bestehen müssen. Die Mitgliedschaft kann jährlich durch Mitteilung an den Mitgliederbeauftragten beendet werden. Jeweils maximal 5% der ordentlichen Mitglieder dürfen gegen Zahlung eines mehrfachen Jahresbeitrags zu Mitgliedern auf Lebenszeit ernannt werden. Nähere Einzelheiten sind durch die Satzung und die Geschäftsordnung der GDXF geregelt.

Interne Aktivitäten

Die Mitglieder der GDXF stammen zum weit überwiegenden Teil aus Deutschland. Man kennt sich untereinander zwar durch viele Funkkontakte miteinander oder als Konkurrenten im pile-up einer DX-Station. Ein persönlicher Kontakt soll durch die jährlich stattfindenden Mitgliederversammlungen gegeben werden, die vorzugsweise während der Ham-Radio in Friedrichshafen organisiert werden. Die GDXF ist dort auch mit einem Stand vertreten, der der Werbung neuer Mitglieder, aber insbesondere dem Kontakt zu vielen DXern dienen soll.

Ein- bis zweimal im Jahr wird das GDXF Journal unter den Mitgliedern verteilt, unterrichtet über Vereinsaktivitäten und gibt neueste Informationen. Dem gleichen Zweck dient auch unsere Homepage, die unter www.gdxf.de im Internet erreichbar ist. Neben nützlichen Aufstellungen findet man dort auch wichtige Links zu anderen informativen Internetseiten. Parallel dazu betreibt die GDXF eine Mailing-Liste, die zum Austausch von Informationen und Meinungen der Mitglieder dient. Der Kontakt zur GDXF kann leicht hergestellt werden.

Eine ganz besondere Dienstleistung stellt unser papierlose QSL-Service dar. Papierlos deshalb, dass die Teilnehmer an diesem Service keine eigene QSL-Karte mehr verschicken müssen, sondern nur ihre QSO-Daten an den Sekretär der GDXF per E-Mail schicken können. Zentral wird dann eine komplette Liste aller QSOs aller Teilnehmer an den QSL-Manager der DXpedition verschickt, der die Daten gegen sein Log prüft, alle QSL-Karten für die GDXF-Mitglieder ausstellt und in einem Paket an die GDXF zurückschickt. Durch die sortierten und formatierten Datenfiles ist eine schnelle und sichere Bearbeitung bei den ausländischen QSL-Managern garantiert. Häufig sind es die Teilnehmer unseres QSL Service, die die gewünschten QSL-Karten vorrangig erhalten. In Deutschland werden die Karten in entsprechend gelabelte Umschläge getan und an die Teilnehmer am QSL Service in Deutschland und den umliegenden Staaten versandt. 12 Normalbriefe bis 20g erfordern lediglich den Selbstkostenpreis von € 10. Vereinbarungen über den QSL Service werden mit allen von der GDXF unterstützten DXpeditionen angestrebt. Das gilt vor allem für QSL-Manager in Übersee bzw. in Ländern mit unsicherem Postbetrieb. Die finanzielle Ersparnis gegenüber einem eigenen Versand mit den üblichen Beilagen und dem Rückporto kann in einem Jahr leicht den eigentlichen Mitgliedsbeitrag übersteigen.

Ausblick

Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung ist die GDXF zu einer starken Interessengemeinschaft der deutschen DX-Szene geworden. Basierend auf unseren Erfahrungen wurden ähnliche Foundations in Finnland und der Schweiz ins Leben gerufen. Im Jahre 2005 übersteigt die Mitgliederzahl bereits die Marke von 400. Die GDXF ist damit bereits die größte, von einem nationalen Dachverband unabhängige, DX Foundation in Europa. In 2006, dem Jahre des 10-jährigen Bestehens der GDXF, wurde bereits das ehrgeizige Ziel Projekt 500 realisiert. 2009 wurde auch die 600er Marke übersprungen und es gibt einen stetigen Zuwachs.